Wenn ich durch unseren Ort laufe und vor dem einen oder anderen Haus eine graue Steinwüste sehe, die mit in Form geschnittenen Koniferen begrünt ist, weiß ich wieder genau, warum ich meinen Garten liebe.
Es ist die Vielfalt, die Fülle an Farben und Formen, der Duft von Lavendel, Rosen und Kräutern, das Werden und Vergehen, die Lebendigkeit, die ich um mich habe. Sie ist langsam entstanden, sich immer wieder wandelnd, so wie die Bedürfnisse meiner Familie. Ich habe sie mit Liebe geschaffen und erfreue mich täglich daran, ebenso wie viele Besucher die Pflanzenvielfalt bewundern.
1. Freiheit pur
Mein Garten schenkt mir die Möglichkeit, einfach rauszugehen und direkt in der Natur zu sein. Ich muss mich nicht erst anziehen und auch nicht irgenwohin gehen oder fahren. Wenn ich Durst oder Hunger bekomme, ist die Küche nicht weit. Ich liebe diese Bequemlichkeit.
Ich kann mich in einen bequemen Gartenstuhl setzen, auf die Liege legen oder einfach auf den Rasen und brauche nicht zu befürchten, dass da eine „Tretmine“ oder schlimmeres lauert.
Wenn ich Lust habe auf Qigong, Meditation, Malen oder Schreiben bin ich hier ungestört. Das ist für mich Freiheit pur.
2. Fülle und Genuss
Es ist immer wieder ein Wunder, wenn im Frühjahr alles anfängt, zu sprießen. Die ersten Krokusse heiße ich herzlich willkommen und beobachte, wie die spitzen grünen Austriebe der Zwiebelpflanzen von Tag zu Tag höher werden. Mit Ungeduld warte ich auf ihre ersten Blüten und freue mich über Gänseblümchen und Löwenzahn genauso wie über die ersten Narzissen.
Im Jahresverlauf verändert sich mein Garten immer wieder und dauernd gibt es etwas zu entdecken. Immer blüht etwas anderes -Blumen, Sträucher, Bäume. Mal gelb und blau, dann rot, rosa und lila.
Ich genieße dankbar die Fülle um mich, eingerahmt von sattem Grün.
Schließlich gibt es auch noch etwas zu ernten. Bunte Blumensträuße, verschiedenste Kräuter und in meinem Hochbeet Salat, Mangold und Tomaten. Das schmeckt unvergleichlich und ist absolut Bio. Von den Tomaten bereite ich eine Tomatensoße zu, die ich einkoche und so auch im Winter noch den vollen frischen Tomatengeschmack genießen kann.
Zuletzt im Jahr schenkt mir der riesige Walnußbaum so viele Nüsse, dass ich immer mindestens die Hälfte verschenke.
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3. Kreativität
In meinem Garten kann ich mich kreativ austoben. Immer wieder kommen Pflanzen dazu. Entweder, weil ich sie dahin bringe oder weil durch Vögel eingetragene Samen sie entstehen lassen.
Manche Pflanzen sind Gäste auf Zeit und verabschieden sich bald, andere wiederum werden zu groß, so dass sie leider gehen müssen.
Ich kann Beete neu gestalten oder mit dekorativen Einzelstücken verschönern. Da bin ich völlig frei und das genieße ich. Besonders haben es mir Glasobjekte, bevorzugt Sonnen, angetan. Ich habe sie während eines Urlaubs im Bayerischen Wald entdeckt. Ihre leuchtenden Farben setzen Akzente und verbreiten auch im Winter etwas Fröhlichkeit.
Im Frühjahr bleibt auf dem Rasen ein Kreis mit Margariten stehen, die dann mit ihren weiß-gelben Blüten fröhlich in mein Wohnzimmer winken.
Die Natur selbst schafft Kreatives, dessen Schönheit mich staunen lässt. Ein Tau-glitzerndes Spinnennetz, bizarr angefrostete Samenstände von Stauden, die ich für die Vögel über den Winter stehen gelassen habe. Lichteinfall der auf- oder untergehenden Sonne, der die Farben der Pflanzen auf besondere Weise verschönt.
4. Bewegung
Im Garten ist immer etwas zu tun. So habe ich, wenn ich mag, täglich Bewegung. Auf 1000 qm sind die Wege auch nicht so kurz, da komme ich locker auf einige tausend Schritte am Tag, denn das nötige Werkzeug ist nicht immer da, wo ich es brauche.
Der ganze Körper wird gefordert. Mal heißt es, in der Hocke das Unkraut zu entfernen, mal muss ich mich nach Ästen strecken, die gekürzt oder entfernt werden sollen. Tausendfaches Bücken ist beim Auflesen der Walnüsse angesagt. Und dann ist da auch noch das immer wieder nötige Rechen und Hacken, das die Arme fordert.
5. Seelenbalsam
Das ist wohl mein wichtigstes Argument für meine Gartenliebe.
Wenn ich unausgeglichen, wütend, traurig oder gestresst bin, gehe ich raus, am besten barfuß. Schon das Laufen auf den verschiedenen Untergründen gibt mir etwas Ruhe zurück. Wenn ich dann hier und da Verblühtes wegschnipple oder beginne, die Erde zu lockern, etwas ein- oder auszugraben, bin ich in kurzer Zeit wieder bei mir, in meiner Mitte.
Manchmal reicht auch schon das Betrachten der Vegetation oder der Bewegung der Blätter zuzusehen. Den Wind zu spüren, frisch gemähtes Gras zu riechen oder den Duft von Lavendel und Rosen einzuatmen.
Im Winter laufe ich regelmäßig durch den Garten und schaue, wie weit die Knospen an den Sträuchern sind. Denn sie versprechen mir: der nächste Sommer kommt bestimmt.
Wenn ich keinen Garten hätte, würde ich sehr oft in den Park oder in den Wald gehen. Die Bäume sind wie Freunde für mich. Sie sind da, unaufdringlich, zuverlässig, freundlich. Auch dort kann ich Kraft schöpfen und meine Energiereserven wieder auftanken.